Streit der Gitarren-Legenden: Gibson vs. Epiphone

Gibson vs Epiphone Headstocks

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Gibson Les Paul und einer Epiphone Les Paul? Woher kommt der Preisunterschied und welche Punkte sind tatsächlich dafür maßgeblich? Oder mal ganz provokativ gefragt: Wieso sollte ich mehr Geld für eine Gibson Gitarre ausgeben, wenn die Epiphone doch eigentlich genauso aussieht? Rechtfertigen Materialien, Sound und Feeling wirklich den enormen Preisunterschied?

Wenn man gerade erst mit dem Gitarre Spielen beginnt oder vor dem Kauf der nächsten Gitarre steht, stellt man sich diese Fragen sicher. Und die vielen kontroversen Meinungen, die so im Internet kursieren, helfen bei der Entscheidungsfindung, wenn überhaupt, nur bedingt weiter.

Genau deshalb denken wir, dass es dringend nötig ist, einen objektiven Vergleich zwischen Gibson und Epiphone anzubieten. Denn auch wenn die Gitarren auf den ersten Blick vielleicht gleich aussehen mögen, gibt es doch einige gravierende Unterschiede. Falls Du diese bisher nicht kennst, bist Du hier also genau richtig.

Die charakteristischen Kopfplatten einer Gibson und einer Epiphone Les Paul
Die charakteristischen Kopfplatten einer Gibson und einer Epiphone Les Paul. © Legendary-Guitars.com

Gibson und Epiphone: Grundsätzliche Unterschiede

Zunächst einmal sei gesagt, dass es sich bei Gibson und Epiphone eigentlich um ein- und dieselbe Firma handelt. Epiphone ist nämlich eine Tochterfirma von Gibson, und das schon seit 1957. Anders als damals produzieren aber heute nicht mehr beide Firmen in den USA. Um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben, wurde die Produktion der Epiphone Gitarren Anfang der 70er Jahre nach Asien ausgelagert. Japan, Korea, Indonesien und seit 2006 auch mit eigener Fabrik in Qingdao / China. Epiphone Gitarren und Bässe sind fast ausschließlich Made in Asia. Limitierte Sondermodelle bilden hier ab und an die Ausnahme. Die damalige Epiphone Elitist-Serie wurde beispielsweise bei Fujigen in Japan gebaut. Für welche Marken die Firma Fujigen noch alles Gitarren baut, kannst Du in unserem Fujigen Herstellerprofil nachlesen.

Die Original Les Paul Form – Lizenz nur für Epiphone

Eine Epiphone Les Paul ist jedoch ebenso eine „richtige“ Paula, wie eine Gibson Les Paul. Da Epiphone offiziell zu Gibson gehört, dürfen auch die asiatischen Modelle der Tochterfirma nach den patentierten Originalspezifikationen gebaut werden. E-Gitarren anderer Firmen, die Les Paul, SG und Co. ähneln, unterscheiden sich in vielen Details von den Originalen aus dem Hause Gibson/Epiphone. So ist zum Beispiel die Anordnung der Potis geschützt und darf eigentlich von keiner anderen Firma so gebaut werden. Die Nuancen sind aber so fein, dass man es eigentlich kaum merkt. Selbst der Name „Les Paul“ ist Gibson und Epiphone exklusiv vorbehalten und geschützt. Das ist übrigens der Grund, warum man in Online-Shops nur die Bezeichnung „LP-Style“ findet.

Aber nur, weil die Gitarren den gleichen Namen tragen, heißt das nicht, dass sie exakt gleich sind. Die Epiphones ähneln den teuren Gibsons zwar auf den ersten Blick, auf den zweiten werden jedoch einige Unterschiede deutlich.

Epiphone Les Paul Standard
Epiphone Les Paul Standard. © LOUDER.com
Decke der Gibson Les Paul Classic mit Nitro Lack
Gibson Les Paul Classic mit Nitro Lack-Finish. © LOUDER.com

Die Holzauswahl von Gibson und Epiphone

In der Theorie ist es so, dass die Gitarren beider Firmen aus den gleichen Hölzern bestehen. Schließlich wäre es irgendwie Blasphemie, das legendäre Erfolgsrezept der Les Paul aus Kostengründen über den Haufen zu werfen. Deshalb bestehen sowohl die Gibson, als auch die Epiphone Les Pauls aus Mahagoni mit Ahorn-Decke. Der Hals ist ebenfalls aus Mahagoni und wird in den Korpus eingeleimt.

Ausnahmen stellen hier die besonders günstigen Modelle wie die Epiphone Les Paul Special* oder die neue Les Paul SL* dar. Hier wird der Hals aus Kostengründen nicht geleimt, sondern geschraubt, wie es sonst nur bei Telecaster und Co. üblich ist. Zudem verwenden Epiphone bei ihren günstigsten Modellen auch andere Hölzer, wie zum Beispiel Pappel, um noch mehr einsparen zu können.

Simon Gauf wählt im Holzager des Gibson Custom Shops die Tops für Gibson Custom Shop Les Paul Gitarren aus.
Im Gibson Custom-Shop werden die Hölzer nach wie vor von Hand ausgewählt. Danke an unseren Kumpel Simon für das Foto!

Aber selbst bei theoretisch gleichen Hölzern lassen sich Unterschiede feststellen. Es ist nämlich nicht so, dass Holz immer genau gleich gut ist. Je nach Alter und Herkunft des Holzes gibt es massive Unterschiede in Preis und Qualität. Gibson verarbeitete lange Zeit hochwertige Hölzer. Allerdings sind die Bestände an altem und gut gelagertem Mahagoni über die Jahre zur Neige gegangen. Hölzer werden heute gerne mal in Drucköfen gepackt, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. Für Puristen das No-Go ist allerdings die Unart der „Chambered Bodies“. Hier werden zur Gewichtsreduktion viele Löcher in den Body gefräst, was allerdings auch das Schwingungs- und Klangverhalten beeinflusst.

Je länger ein Stück Holz gelagert wurde und je trockener es ist, desto besser ist das spätere Schwingungsverhalten und somit der Sustain. Natürlich ist es extrem teuer, nur das beste Holz zu verwenden, und dieses dann auch noch entsprechend einzulagern. Beim Gibson CustomShop hat dieses Holz noch Priorität. Aus Kostengründen ist Epiphone in der Palette der verwendeten Hölzer dann schon kreativer.

Die Tops von Gibson und Epiphone

Besonders deutlich werden Epiphones Sparmaßnahmen, wenn man die Decken einer Gibson und einer Epiphone Les Paul miteinander vergleicht. Von außen haben beide Gitarren die charakteristische Riegelahorn-Maserung, für die die Les Paul bekannt ist. Allerdings ist es so, dass Epiphone sich diese Maserung sozusagen „ergaunern“, indem sie ein dünnes Furnier auf ein nicht gemasertes, und dementsprechend günstigeres, Stück Ahorn leimen. Gibson hingegen verwenden ausschließlich massive Holzstücke für ihre Tops.

Das Griffbrett sitzt bei Epiphones leicht erhöht auf der Decke
Das Griffbrett sitzt bei Epiphones leicht erhöht auf der Decke. © Legendary-Guitars.com
Das Griffbrett sitzt bei Gibson direkt auf dem Body
Bei Gibson sitzt das Griffbrett hingegen direkt auf dem Body. © Legendary-Guitars.com

Mehrteilige Bodies und der Furniertrick

Große Holzstücke sind schwerer zu beschaffen und auch teurer. Daher werden die Epiphone-Bodies aus mehreren Bohlen zusammengesetzt. Unser Beispiel zeigt eine Epiphone Les Paul aus den 90ern. Mittlerweile setzt Epiphone ein dünnes Furnier über die Rückseite, wodurch die Gitarre eine schöne Rückseite erhält. An der Zarge bleiben die Leimnähte aber sichtbar.

Gibson ist mittlerweile auch dazu übergegangen, die Mahagoni-Bodies aus zwei Teilen zusammenzusetzen.

Mehrteiliger Body einer Epiphone Les Paul aus den 1990ern. Die weißen Linien markieren die Leimstellen
Mehrteiliger Body einer Epiphone Les Paul aus den 1990ern. Die weißen Linien markieren die Leimstellen. © Legendary-Guitars.com
Einteiliger Body einer Gibson USA LEs Paul
Zum Vergleich: Der einteilige Body einer Gibson Les Paul aus den USA. © Legendary-Guitars.com

Nitrolack gegen Polyurethan-Lackierung

Bis hierher haben wir zwei der wichtigsten Faktoren kennengelernt, die für den Preisunterschied zwischen Gibson und Epiphone verantwortlich sind. Insbesondere der Produktionsstandort drückt den Preis der Gitarren natürlich ordentlich. Und auch die Auswahl, Lagerung und Bearbeitung des Holzes fällt im Endpreis schwer ins Gewicht. Aber neben den großen, offensichtlichen Punkten gibt es noch einige kleinere Unterschiede, die oft außer Acht gelassen werden.

Ein Faktor, der für viele erfahrene Gitarristen wahrscheinlich besonders wichtig ist, ist die verwendete Lackierung. Es ist nämlich so, dass der von Gibson verwendete Nitrolack in Fachkreisen hochgelobt wird, während die klassische Polyurethan-Lackierung von Epiphone als qualitativ deutlich schlechter angesehen wird.

Gibson Les Paul mit Nitro Lack und Epiphone Les Paul mit PU-Lack
Gibson Les Paul mit Nitro Lack und Epiphone Les Paul mit PU-Lack. © Legendary-Guitars.com

Aber wieso denken so viele Profis, dass Nitrolack besser ist? Das liegt hauptsächlich daran, dass man Lackierungen auf Nitrocellulose-Basis extrem dünn auftragen kann, wodurch das Resonanzverhalten der Gitarre kaum beeinflusst wird. Sprich: Gitarren mit Nitrolack schwingen deutlich freier als Gitarren mit dickerem, steiferem Polyurethan-Finish. Gerade in Kombination mit den hochwertigen Hölzern von Gibson ist ein Nitrofinish also durchaus sinnvoll.

Allerdings gibt es auch einige gute Gründe, sich gegen Nitrolack zu entscheiden. Denn gerade weil der Lack so dünn ist, ist er auch sehr anfällig für Kratzer und generelle „Wear“. So kann es schnell passieren, dass Deine Gibson schon bei leichten Unvorsichtigkeiten deutliche Kratzer davonträgt – bei einer Epiphone hingegen wird das wohl eher nicht passieren. Auch in der Verarbeitung ist der Einsatz von Poly-Finish deutlich einfacher, was sich wiederum positiv auf den Preis auswirkt.

Beim Spielen ist der Unterschied zwischen Nitro- und Poly-Finish übrigens am deutlichsten in der Griffhand zu spüren. Der dünner aufgetragene Nitrolack lässt nämlich auch den Hals freier schwingen und sorgt somit für ein „direkteres“ und natürlicheres Spielgefühl. Jedoch ist es hier ebenfalls so, dass Polyurethan-Lackierungen deutlich haltbarer sind und weniger schnell abnutzen.

Feine Details am Griffbrettrand

Wenn  man genau darauf achtet, fällt auf, dass das Binding am Griffbrettrand einer Gibson an jedem Bund etwas nach oben geht. Bei einer Epiphone laufen die Bundstäbchen über das Binding. Dadurch spielt sich eine Gibson etwas angenehmer. Allerdings ist auch dieser Prozess wieder teurer, da das Binding beim Aufleimen übersteht und dann von Hand geschnitten wird. Wenn Du mal eine gebrauchte Gibson Les Paul siehst, bei der man die Bundstäbe gewechselt hat, achte mal drauf. Denn beim einem Fretjob werden diese kleinen Überstände gern entfernt.

Nicht alle Gibsons verfügen über ein Binding am Griffbrettrand – so zum Beispiel die Les Paul Studio oder SG Special.

Binding am Griffbrett einer Epiphone Les Paul
Binding am Griffbrett einer Epiphone Les Paul. © LOUDER.com
Binding am Griffbrett einer Gibson Les Paul.
Binding am Griffbrett einer Gibson Les Paul. © LOUDER.com

Die Kopfplattenform und Unterschiede

Holz ist teuer. Und gerade bei der Herstellung eines abgewinkelten Halses geht durch Fräsen viel Material verloren. Der Hals einer Gibson wird aus einem Stück gefertigt, an das an den Seiten später zwei kleine Flügel (sg. „Wings“) angesetzt werden. Bei Epiphone behilft man sich, indem man zwei Holzstücke anschäftet und in entsprechendem Winkel zusammensetzt. Dieser Herstellungsprozess ist viel günstiger. Man sieht die angesetzte Naht auf der Rückseiten des Hals-/Kopfplattenübergangs. Früher lief die Linie etwa 20cm unterhalb der Kopfplatte. Heute ist Epiphone allerdings dazu übergegangen, die Kopfplatte weiter oben anzusetzen, wodurch die Naht in der Kante der Kopfplatte optisch besser verschwindet.

Durch diese Art der Herstellung muss der Halsstab auch näher am Griffbrett zugänglich sein. Die Halsstabfräsung erlaubt es daher nicht, dass die Glocke (Trussrod Cover bzw. Halsstababdekung) mit zwei Schrauben gehalten wird. Übrigens eines der Merkmale, an denen man am schnellsten eine gefälschte Gibson erkennen kann.

Gut sichtbar die Linie der angesetzten Kopfplatte bei einer Epiphone Les Paul
Gut sichtbar die Linie der angesetzten Kopfplatte bei einer Epiphone Les Paul
Hals und Kopfplatte bestehen bei Gibson aus einem Stück
Hals und Kopfplatte bestehen bei Gibson aus einem Stück
Der Epiphone-Headstock ist taillierter und ist oben abgerundet
Der Epiphone-Headstock ist taillierter und ist oben abgerundet. © Legendary-Guitars.com
Klassischer Gibson "Open Book" Headstock
Klassischer Gibson "Open Book" Headstock. © Legendary-Guitars.com
Epiphone befestigt die Glocke mit drei Schrauben, da der Halsstabkanal direkt am Griffbrett beginnt
Epiphone befestigt die Glocke mit drei Schrauben, da der Halsstabkanal direkt am Griffbrett beginnt. © LOUDER.com
Mit zwei Schrauben wird das Trussrodcover einer Gibson Les Paul gehalten
Das Trussrodcover einer Gibson Les Paul wird mit zwei Schrauben gehalten. © LOUDER.com

Gibson vs. Epiphone: Hardware und Elektronik

Ich denke, zu den Materialien, die Gibson und Epiphone verwenden, ist jetzt genug gesagt. Bis hierher sollte eigentlich klar geworden sein, dass Epiphone generell günstigere und effizientere Methoden bevorzugen, während bei Gibson der Fokus hauptsächlich auf Qualität liegt.

In den folgenden Abschnitten werde ich mich hauptsächlich auf die Einzelteile beziehen, die die beiden Hersteller typischerweise verbauen. Vorab sei hier aber noch gesagt, dass die meisten Parts sich ziemlich einfach austauschen lassen. Stimmwirbel wechseln ist zum Beispiel kein Hexenwerk, und auch Tonabnehmer austauschen habe ich mir deutlich schwerer vorgestellt, als es im Endeffekt ist. Anders als bei den verbauten Hölzern ist hier also nichts in Stein (oder in unserem Falle Holz) gemeißelt!

Dicke Schrauben als Bridge-Posts bei Epiphone Gitarren
Dicke Schrauben als Bridge-Posts bei Epiphone Gitarren. © Legendary-Guitars.com
Die Gibson Bridge sitzt auf dünnen Bolzen
Die Gibson Bridge sitzt im Gegensatz dazu auf dünnen Bolzen. © Legendary-Guitars.com

Unterschiede in den Tonabnehmern von Gibson und Epiphone

Ein Punkt, in dem Gibson und Epiphone sich ganz klar unterscheiden, sind die Tonabnehmer. Denn leider können die hauseigenen Epiphone-Pickups meistens nicht mit ihren Gibson-Konkurrenten mithalten.

Besonders die günstigen Epis leiden unter diesem Problem. Bei allen Modellen unterhalb der Les Paul Standard sind nämlich günstige Noname-Tonabnehmer verbaut. Diese klingen zwar nicht zwingend schlecht, aber in den allermeisten Fällen auch nicht wirklich gut. Wenig Dynamik und ein dumpfer Sound mit zu viel oder zu wenig Bass sind typische Probleme günstiger Pickups.

Und auch bei der restlichen Elektronik neigen Epiphone zu Sparmaßnahmen, die dem Ton nicht wirklich weiterhelfen. Gerade günstige Potis machen sich im Sound deutlich stärker bemerkbar als Du vielleicht glaubst. Außerdem kann es hier leicht passieren, dass die Regelwege nicht wirklich linear sind, sondern eher wie bessere Ein-/Ausschalter wirken.

Humbucker Pickup, Bridge und Potis einer klassischen Gibson Les Paul aus den USA.
Humbucker und Controls einer klassischen Gibson Les Paul aus den USA. © LOUDER.com

Etwas besser sieht es bei den teuren Epiphone-Gitarren aus. Für ihre Vorzeige-Modelle haben Epiphone nämlich den ProBucker entwickelt. Dieser klingt deutlich besser als die günstigeren Tonabnehmer, und kommt in manchen Situationen schon fast an die Gibson-Pickups heran! Aber leider bleibt es hier auch wieder bei dem fast. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die meisten Signature-Artists in ihren Epis Tonabnehmer anderer namhafter Hersteller verwenden. In der Matt Heafy Les Paul* sind beispielsweise EMGs verbaut, Lee Malia von Bring Me The Horizon setzt bei seinen Epiphone-Modellen* auf Gibson USA Pickups.

Ganz anders ist das bei Gibson. Die Amerikaner verbauen sogar in ihren günstigsten Modellen qualitativ hochwertige Tonabnehmer, die sich genauso auch in den deutlich teureren Gitarren finden. Die legendäre Gibson 490/498 Kombination kommt zum Beispiel sowohl in der günstigen SG Special, als auch in der berühmten Gibson Les Paul Custom zum Einsatz!

Die Gibson Tonabnehmer klingen zudem seit jeher einfach hervorragend und eignen sich ideal für die meisten Stilrichtungen. Und auch die restliche Elektronik ist wirklich ausgezeichnet. Hochwertige Potis und Orange Drop Kondensatoren sorgen durch die Bank für einen sehr warmen, natürlichen Sound und ein angenehmes Spielgefühl.

Hardware-Unterschiede zwischen Gibson und Epiphone

Ähnlich sieht es auch bei der restlichen Hardware aus. Hier ist es ebenfalls so, dass Gibson auf bewährte Qualität setzen, während bei Epiphone je nach Serie auch mal günstige Alternativen zum Einsatz kommen.

Besonders deutlich wird dieser Unterschied, wenn man sich die Stimmstabilität der Gitarren anschaut. Wie Du Dir sicherlich denken kannst, steht und fällt diese hauptsächlich mit den verwendeten Stimmwirbeln. Und wenn die Mechaniken nicht wirklich hochwertig sind, kann es schnell zu Verstimmungsproblemen bei Gitarre und Spieler kommen, die einen wirklich in den Wahnsinn treiben können.

Tune-O-Matic Bridge auf einer Epiphone Les Paul Standard mit Schraubschlitz
Tune-O-Matic Bridge auf einer Epiphone Les Paul Standard mit Schraubschlitz
Humbucker Pickup, Bridge und Potis einer klassischen Gibson Les Paul aus den USA.
Humbucker und Controls einer klassischen Gibson Les Paul aus den USA. © LOUDER.com

Um diesem Problem vorzubeugen, verwenden Gibson ausschließlich bewährte Qualitäts-Parts von Kluson und Grover. Und auch auf den teureren Epis finden sich die originalen Grover-Tuner. Auf den günstigeren Modellen wie der Les Paul Studio kommen hingegen Noname-Stimmwirbel zum Einsatz. Diese sind zwar günstig und erfüllen auch ihre Aufgabe, halten die Stimmung jedoch nicht wirklich gut. Auch die Haptik der günstigen Tuner lässt in der Regel zu wünschen übrig.

Auch die Bridges von Gibson und Epiphone sind unterschiedlich. Klassischerweise kommen bei den Modellen beider Marken ausschließlich Tune-O-Matic Bridges zum Einsatz. Je nach Modell auch mal Wraparound-Tailpieces. Epiphone kann hier endlich mit einem Feature punkten, das Du so bei Gibson nicht findest.

Das Epi-eigene LockToneTM System erlaubt nämlich einen entspannten Saitenwechsel, ohne dass Du fürchten musst, dass Teile Deiner Bridge abfallen. Das ist gerade für noch nicht so erprobte Gitarristen wahrscheinlich besonders spannend. Ansonsten sind die Bridges von Gibson und Epiphone sich aber ziemlich ähnlich. Allerdings sind die ABR-Bridges, die Gibson üblicherweise verwenden, etwas schwerer als die Epiphone-Äquivalente, was sich wiederum im Sustain bemerkbar macht. Die Gibson Bridges sind auf schmaleren Bridge-Posts aufgesetzt, die im Customshop meist direkt im Holz sitzen. Bei Standard-Gitarren sind Schraubhülsen im Holz eingelassen. Bei Epiphone erkennst Du einen Schraubschlitz im Post, mit dem Du die Höhe der Bridge einstellen kannst. Bei Gibson geschieht dies über Rändelmuttern unter der Bridge.

Der Vollständigkeit halber möchte ich auch erwähnen, dass die günstigen Epiphone Gitarren von Werk aus oft mit extrem günstige Saiten ausgeliefert werden. Klar, die wechselt man in der Regel eh sofort, aber da das mit für den Preis verantwortlich ist, ist es trotzdem erwähnenswert.

Fazit zu den Unterschieden zwischen Gibson und Epiphone

Wie Du hoffentlich im Laufe dieses Artikels gemerkt hast, gibt es einige gute Gründe, wieso Gibson Gitarren so viel teurer sind als ihre Epiphone-Geschwister. Gitarren, hergestellt in amerikanischer Handarbeit, aus handverlesenen Hölzern und qualitativ hochwertigsten Parts, kosten nunmal ihren Preis. Da finde ich persönlich es eher verwunderlich, dass es die günstigste Gibson schon für unter 800€* (Stand: 13.12.2017) zu kaufen gibt.

Epiphone Les Paul Standard, Gibson Les Paul Classic und Gibson Les Paul Standard (v.l.) im Direktvergleich. - Foto by LOUDER.com
Epiphone Les Paul Standard, Gibson Les Paul Classic und Gibson Les Paul Standard (v.l.) im Direktvergleich. - Foto by Legendary-Guitars.com

Aber natürlich sind auch Epiphone-Gitarren keine schlechte Wahl. Gerade für Anfänger sind die Epis hervorragend geeignet und auch erfahrene Gitarristen können hier noch ihren Spaß haben. Wenn Du aber eine Epiphone kaufst, und eine High-End Premium Gitarre erwartest, wirst Du wohl enttäuscht sein. Epiphone stellen zwar echt geniale Workhorse-Gitarren her, aber mit ‘ner Custom Shop Les Paul sind diese natürlich trotzdem nicht vergleichbar.

Noch offen ist jetzt die Frage, ob Du Dir lieber eine Gibson oder eine Epiphone kaufen solltest. Da kann ein objektiver Vergleich natürlich nicht wirklich bei helfen. Und um dieses Problem zu lösen, gibt es auch nur eine richtige Möglichkeit: Antesten! Es kann schließlich auch sein, dass gerade die günstige Epiphone Les Paul in Deinen Händen perfekt klingt, oder dass Du mit der 5000€ Gibson R8 einfach nicht zurechtkommst. Das findest Du aber nur heraus, wenn Du die Gitarren in der Hand hast und diese selber spielen kannst!

Und für den Fall, dass Du jetzt überlegst, mir eine lange Hassmail zu schreiben, in der Du mir erklären möchtest, warum Gibsons trotzdem total überteuert sind: Spar’s Dir einfach. Ich bin mir sicher, Du hast was Besseres mit Deiner Zeit zu tun, als Leute im Internet zu kritisieren. Und ganz ehrlich, meine Zeit ist mir zum Lesen solcher Mails auch eigentlich viel zu schade. Falls Du aber noch Punkte haben solltest, die in meinem Vergleich fehlen, freue ich mich natürlich über Feedback! Und auch über konstruktive Kritik würde ich mich sehr freuen.

Meine Meinung zum Thema Gibson oder Epiphone

Also, was denke ich? Kann Epiphone Gibson ersetzen? Sind die Epiphone Gitarren viel schlechter, gleich gut oder sogar besser als ihre Gibson Äquivalente?

Ich würde diese Fragen persönlich mit nein beantworten. Eine Epiphone wird sich, zumindest in meinen Händen, niemals so anfühlen, wie eine Gibson. Ob das wirklich an den Materialien, oder doch hauptsächlich an der Psyche liegt, sei erstmal dahingestellt. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass Epiphone auch gar nicht die Aufgabe haben, Gibson zu ersetzen.

Die Zielgruppen sind schließlich ganz andere. Epiphone richten sich vornehmlich an Gitarristen, die für ihr Hobby vielleicht nicht Unmengen ausgeben wollen. Für Einsteiger und Fortgeschrittene ist eine Epiphone absolut prima. Gibson sprechen allein finanziell schon eine ganz andere Liga an, was sich effektiv in allen Teilen der Gitarren bemerkbar macht.

Natürlich sind Epiphones auch gute Gitarren. Ich selbst hatte erst letztens für meinen Bias Head Test ne Epiphone Les Paul Custom unter den Fingern und war ziemlich angetan von der Klampfe. Außerdem glaube ich auch gerne, dass es möglich ist, mit den richtigen Modifikationen quasi an den Sound einer Gibson ranzukommen. Aber seien wir doch mal ehrlich: Auch wenn ein getunter Golf vielleicht genauso schnell ist, ist ein Porsche trotzdem irgendwie geiler.

Für Anfänger und Fortgeschrittene sind Epiphone-Gitarren absolut empfehlenswert. Und mit besagten Modifikationen kann man sogar richtig lange Spaß an den Klampfen haben. Was ich sagen möchte, ist vielmehr, dass Dein Verlangen nach einer „echten“ Gibson nicht durch eine günstigere Epiphone gestillt werden wird. Wenn Du also tief in Dir drin lieber eine Gibson willst, dann solltest Du auch sparen und Dir Deinen Traum verwirklichen!

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